Reiseberichte

Vorbereitung | Abschied | Spanien | Afrika | Südamerika | Mittelamerika Nordamerika

Afrika: Marokko (24.02.04 bis 18.03.04)
Afrika: Westsahara (18.03.04 bis 09.04.04)
Afrika: Mauretanien (09.04.04 bis 24.04.04)
Afrika: Senegal (24.04.04 bis 15.05.04)
Afrika: Gambia (16.05.04 bis 04.06.04)
Afrika: Mali (09.06.04 bis 26.06.04)
Afrika: Burkina Faso (03.07.04 bis 20.07.04)
Afrika: Ghana (20.07.04 bis 25.09.04)
Afrika: Togo (29.09.04 bis 30.09.04)
Afrika: Benin (30.09.04 bis 02.10.04)
Afrika: Nigeria (02.10.04 bis 15.10.04)
Afrika: Kamerun (16.10.04 bis 19.11.04)
Afrika: Gabun - und mit Safmarine ans Cape (19.11.04 bis 03.12.04)
Afrika: SÜDAFRIKA - Kap der guten Hoffnung erreicht (04.12.04 bis 15.12.04)
Afrika: Namibia Teil 1 (16.12.04 bis 04.02.05)
Afrika: Namibia Teil 2 (04.2.04 bis 13.06.05)
Afrika: Nachtrag zu Namibia Bericht Teil 2
Afrika: Sambia (26.06. bis 23.07.05)
Afrika: Malavi (23.07. bis 17.08.05)
Afrika: Tansania (17.08. bis 30.09.05)
Afrika: Mocambique (30.09.05 bis 12.01.06)
Afrika: CapeTown (13.01.06 bis 13.03.06 )


Malavi (23.07. bis 17.08.05)
Afrikas warmes Herz ???

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Reiseroute vom Atlantik zum Indischen Ozean: Chipata, Lilongwe, Salima,
nach Süden Monkey Bay, dann über Salima, Nkhotakota, Mzuzu zum Nyika ,
Plateau, Rumphi, Livingstonia, Chilumba, Karonga, Grenze Tansania 2077 K

Einreise nach Malawi über Sambia: Deutsche benötigen bis 30 Tage
Aufenthalt kein Visum --- US$

Benötigt wird folgendes:
KFZ Versicherung 4 Wochen: 38.- US$
Straßengebühr: 51.- US$

Das Wetter:
Fast 4 Wochen wolkenloser Himmel bei 25 - 35 Grad
(Morgens in den Bergen empfindlich kühl bei 8-10 Grad)

Sprache:
Umgangssprache ist Chichewa, Amtssprache Englisch, daneben existieren noch
verschiedeneStammessprachen.

Zahlungsmittel:
Malawi Kwacha (gesprochen: Kwatscha) oder US Dollar
1 Kwacha = 100 Tambala


Malawi Kwacha

Wechselkurs:
1€ = 150.- Malawi Kwacha (MKw)
1 US$ = 125.- Malawi Kwacha (MKw)
KM Stand (bei Ausreise Malawi):
84 107 Km
Gefahrene Km insges.:
56 130 Km
Dieselpreis:
107.- Mkw ca. 0,71.- €
Benzin/Super:
115.- Mkw ca. 0,77.- €
Gefahrene Km in Malawi:
2077 Km

Malawi:
Das Land liegt im südöstlichen Afrika und am südlichen Ende des großen Grabenbruchs Ostafrikas. Fast auf seiner gesamten Länge wird das Binnenland vom ca. 580 Km langen Lake Malawi bestimmt. Aus Afrikas drittgrößtem See stammen über 70 % der bei uns erhältlichen Aquarienfische. Man fährt durch hügelige Landschaften und durch weite fruchtbare Täler die mit Kulturland bedeckt sind. 85 % der Menschen leben auf dem Land in kleinen Dörfern vom Ertrag ihrer Landwirtschaft. Im Hochland hat sich noch zum Teil der Regenwald erhalten. Von den höchsten Gipfeln des Landes kann man von über 3000 m Höhe über die weite afrikanische Landschaft blicken.
Einsame Fischerboote, traumhafte Sonnenuntergänge, freundliche und fröhliche Menschen in ihren strohgedeckten Rundhütten, intakte Tierwelt, so kennt man Malawi von den Prospekten.
"The warm heart of Afrika".
Unter diesem Slogan wird um Touristen weltweit geworben, was wir aber erlebten
passte nicht so recht in diesen Rahmen.


Sa. 23. 07. 05 - Mo. 25. 07. 05


Bei unserer Grenzabfertigung ging es sehr locker und freundlich zu, die Formalitäten waren schnell erledigt und man wünschte uns einen angenehmen Aufenthalt in Malawi. Um nicht am Wochenende in der Hauptstadt Lilongwe anzukommen entschlossen wir uns, die Strecke langsam anzugehen. Links und rechts der Hauptstrasse brannte das trockene Weideland. Rauch zog übers ganze Land und trübte bei wolkenlosem Himmel die Fernsicht. Am Nachmittag waren wir zeitig auf der Suche nach einen schönen Nachtplatz. Ein Feldweg öffnete uns den Weg in den Busch.

Um uns nur Asche und verbranntes Gestrüpp. Auch wie in Sambia, wird in Malawi in der Trockenzeit Gras- Busch- und Kulturland abgefackelt, ohne Rücksicht auf Menschen, Tier- und Pflanzenwelt.

Ein Kuhhirte mit seiner ausgehungerten Herde kommt vorbei und grüßte uns zaghaft. Was die Kühe in dieser Gegend wohl fressen? Wir stellen uns an ein abgeerntetes Maisfeld. Für Simbas legte ich einen sauberen Schattenplatz unter dem Fahrzeug an. Kalter Rauch lag in der Luft. Einzelne angekohlte Bäume stehen einsam in der Landschaft und angesengtes Feuerholz für das abendliche Lagerfeuer war genügend vorhanden.

Am frühen Montagmorgen sind wir in Lilongwe. Die Hauptstadt Malawis ist eine moderne Stadt die mit Hilfe Südafrikas in den 70 er Jahren aufgebaut wurde. Einkaufszentren lassen keine Wünsche offen. Im Internet Cafe konnten wir auch wieder unsere e-mail post, zwar mit langen "Öffnungs -Wartezeiten, aber immerhin innerhalb einer Stunde durchlesen und abspeichern. Ein Dank an unsere treuen Mitreisenden, die uns ab und zu (leider zu wenig) mitteilen, was so im "kleinen" Deutschland, und vor allem in Ludwigsburg passiert.
Das Straßenbild: auf den ersten Blick fast europäisch.

Neben Ochsenkarren fahren Nobelkarossen aus Stuttgart. Die hohe Anzahl der neuen Fahrzeuge aus Europa zeigten, wer hier bis in die höchste Ebene regiert: Korruption, Beziehungen und Vetternwirtschaft, wie in den meisten Länder Afrikas.

Eine Umleitung in der Stadt nach Salima erwies sich als ein großes Hindernis. Es gab keine Hinweisschilder in welche Richtung die "diversion" führen sollte. Fragen nützte nichts, entweder wir bekamen ein Achselzucken oder sie schickten uns immer wieder in die Sackgasse, in der eigentlich die Umleitung anfing.

Wir folgten einer Strasse in Richtung Nordost und fanden den Weg nach Salima. Ich bin schon voller Vorfreude auf den Lake Malawi, denn als junger Bub habe ich diesen blauen Fleck oft im aufgeschlagenen Atlas mit meinen Fingern berührt.

Ich war fast an einem Ziel.


Di. 26. 07. 05 - Do. 28, 07. 05


Licht der Hoffnung in Nanjoka

Auf der Strasse nach Salima sind wir wieder auf der Suche nach einem Nachtplatz. Durch den Busch benützten wir eine Piste, die aufs Land führte. Wir folgten diesem Pfad bis ans Ende. Vor uns einige aus Ziegel gebaute und mit Wellblech abgedeckte Häuser.

Aufgeregt kam uns ein Einheimischer entgegen, stellte sich als Mr. Mbena vor und ist Projekt-Manager bei KINDLE. Aber was ist KINDLE ? Er erzählte mir von einer deutschen Missionarin die dort drüben eine Krankenstation leitet. Diesen Weg gingen wir dann mit Mr. Mbena zu Fuß und begegneten der deutschen Missionarin und Kinderschwester Dorothea Stoppenbrink.


Dorothea Stoppenbrink und Rita

Als Mitarbeiterin beim Waisenprojekt KINDLE Orphan Outreach in Malawi ist sie vorwiegend für die medizinische Basisversorgung verantwortlich. Diese christliche Organisation möchte Licht und Hoffnung zu den Waisenkindern bringen, die sich in sehr großer Not befinden und viel Liebe und Führsorge brauchen.

KINDLE versorgt auch über ein Nahrungs- Verteilungsprogramm die Betreuer von über 280 Waisenkinder mit Mais, Trockenmilch und Soja.

Aber Hunger und Sättigung ist nicht alles im Leben, betont Dorothea, sondern Kinder brauchen auch noch Sicherheit und Geborgenheit, Liebe und Zuwendung, die aus christlichem Glauben fließt.


Dorothea S. auf ihrer Krankenstation

Die Missionarin erzählte uns von der erst kürzlich eröffneten Krankenstation und von ihren Patienten die morgens um 6 Uhr schon auf medizinische Versorgung auf dem Vorplatz warteten.

Sie machte mich neugierig, als sie von einem Waisenmädchen im Dorf Nanjoka erzählte, das ihre Eltern an Aids verloren hatte und wegen Hornhautwucherung an beiden Füssen nur noch unter starken Schmerzen gehen konnte.


Tatha's Leiden (schmerzhafte Hornhautwucherung)


Das Waisenkind Tatha; "neu eingekleidet"

Dorotheas liebevolle Zuneigung zu den Menschen veranlasste uns spontan, über ihre aufopfernde Tätigkeit einen Reportagefilm, dem wir den Titel: "Licht der Hoffnung in Nanjoka" gaben, zu drehen. Wir filmten und erlebten ihre Arbeit in der Krankenstation und bei der häuslichen Krankenpflege eines Waisenkindes im Dorf Nanjoka.

Tatha, war das erste Waisenmädchen gewesen, das von Dorothea häuslich betreut wurde. Die Waisenkinder haben meist ein Trauma, sie haben beide Elternteile verloren und kommen in ganz neue Verhältnisse. Sie brauchen besonders viel Liebe, Ermutigung und Zuwendung um mit diesem Schicksal leben zu können.

Diese Begegnung hat uns sehr bewegt und wir fuhren anschließend in die Stadt Salima um in einem Wahrenhaus ein Kleid, Schuhe und einen kleinen Einkaufskorb für Tatha zu kaufen.


Tathas Schuhe passten und gaben den Füssen
Schutz.

Es war schwierig, Schuhe in Tatha's Größe zu finden, die noch dazu mit einer weichen Sohle, zum Schutz ihrer Füße, versehen waren. Die meisten Kinder, vor allem die Waisenkinder haben keine Schuhe und werden auch sehr oft vernachlässigt.

Gemeinsam besuchten wir Tatha, die sich über ihre Geschenke sehr gefreut hatte, sie war ganz verlegen und führte uns anschließend voller Stolz ihr neues Kleid und ihre passenden Schuhe vor. Was wir sehr bewegend fanden, dass Tatha nach langer Zeit wieder aus ganzem Herzen gelacht hat und uns allen damit sehr viel Freude bereitete.

Nach zwei Tagen hatten wir die einzelnen Sequenzen gedreht. Nun ging es darum, ob unser fahrbares Studio, mit der staub- und feuchtigkeitsempfindlichen Elektronik, den ganzen Strapazen durch Afrika standgehalten hatte. Dazu wollten wir uns einen "Schnittplatz" am Lake Malawi mit den schönsten Sonnenuntergängen Afrikas aussuchen.


Fr. 29. 07. 05 -


Am Malawi See "stinkt" es zum Himmel

Fährt man durch den kleinen Ort Salima, kommt man nach weiteren 25 Km nach Senga Bay. Der Campingplatz neben dem Livingstonia Hotel liegt an einem wunderschönen Sandstrand, dort wollten wir uns gerne einige Tage zurückziehen.

Doch leider mussten wir diesen idyllischen Rastplatz wieder verlassen, denn zum ersten Mal erlebten wir, dass Hunde auf einer Campsite in Afrika nicht erwünscht sind. Dass wir hier ebenfalls nicht erwünscht waren erfuhren wir dann im nächsten Ort. Auf der Suche nach einer schönen Bleibe am See, zeigte man uns in den kleinen Dörfern des Öfteren den "Stinkefinger". Kinder schrieen uns permanent, auffordernd an: "give me money", das sind die ersten englischen Worte die sie in der Schule lernen.

Ein etwa 12 Jahre alter Junge am Wegesrand, machte sich durch sein Gehabe aufmerksam, als ich ihn anschaute, griff er sich an die Nase und schleuderte symbolisch seinen Naseninhalt mir entgegen. Keine feine Art der Begrüßung. Hier baut sich ein Konflikt zwischen Einheimischen und den Touristen auf.

Wir besuchten die "Carolina- , Hippo- und die Baobab Campsite, alles sind heruntergekommene Absteigen.

Seit Beginn unserer Reise versuchten wir, die Barrieren, zwischen uns "Luxusreisenden", das unser Fahrzeug wohl wissend darstellt und den unter ärmlichen Bedingungen lebenden Afrikaner, so klein wie möglich zu halten. Unsere zwischenmenschlichen Kontakte zu den Einwohner, gaben uns bisher immer das Gefühl willkommen zu sein.

Den Menschen am See geht es wesentlich besser als der ländlichen Bevölkerung. Der Tourismus brachte ihnen nicht nur die nötigen Dollar, um sich westlich zu kleiden, sondern er brachte auch ein Alkohol und Drogenproblem.

In dieser Region veränderte sich eine ganze Generation, auch ein Teil der afrikanischen Kultur ging verloren.

Am Malawi See hat der Massentourismus der 90 er Jahren seine Spuren hinterlassen. Alte verrostete Luxusliner vergangener Tage stampfen laut und Qualmend über die glänzende Wasseroberfläche des Malawisees. Sie bringen Rucksackreisende auf die Insel Likoma, oder sie schippern, wie vor 60 Jahren, im wöchentlichen Rhythmus, Menschen voll bepackt mit ländlicher Ware, über den Binnensee. Investoren die dringend für den touristischen Wiederaufbau gesucht werden, sucht man seit Jahren vergebens.

So auch am Wheel House Camp, das wir am späten Nachmittag erreichten. Ein großer Bestand an Laubbäumen gab dem wunderschön gelegenen Restcamp ein parkähnliches Aussehen. Direkt am See, an einige Felsen geschmiegt, stand das ehemalige Gästehaus als dachlose Ruine, und dient heute nur noch als "Open Air Barbecue Restaurant".

Das auf krummen Stelzen stehende runde Pavillon auf dem See, das man über einen Steg betritt, hatte die besten Jahre auch schon hinter sich.

Weiter draußen ragten noch einige Holzpfeiler aus dem Wasser und zeigten einem den Weg, den der Steg einst genommen hatte. Im Pavillon selbst waren die Rezeption und die Bar untergebracht. Dahinter saß ein in die Jahre gekommener unmotivierter Barkeeper. Ich trug mich in das abgegriffen Gästebuch ein und bezahlte für einen Übernachtungsplatz 650.- Mkw. Eigentlich sind nur die Preise auf diesem Camp auf dem neusten Stand.

Steht man am Camp-Haus an der verbeulten, abflusslosen Chromstahl - Spüle, läuft einem das Spülwasser über die Füße. Dass an jedem Stellplatz einst eine Elektro-Steckdose vorhanden war, zeigten uns noch die angenagelten, herabhängenden Strippen am Baumstamm. Um die Toilette und die Dusche wieder sauber zu bekommen währe ein Abriss, und ein Neuaufbau des "Gebäudes" notwendig gewesen. Nur gut dass wir unsere eigenen vier Wände hatten und uns mit allen "Annehmlichkeiten" zurückziehen konnten.

Der Camp - Cleaner (männliche Putzfrau) war ein Dauerfeger. Er hat sich mächtig ins Zeug gelegt, er wollte uns noch für einige Tage hier behalten. Er fegte auf dem Vorplatz das Laub zusammen, auf einen Haufen, anschließend putzte und wienerte er die abgewetzten, gebrochenen Fliesen an der Wand der Spüle so lange, bis der Wind seinen Laubhaufen wieder auf dem Vorplatz verstreute. Dann fing er wieder an zu fegen, bis er seinen Haufen zusammen hatte, anschließend putzte er wieder dieselben Fliesen. Nach zwei Stunden gab's eine schöpferische Teepause.

Der Wind spielte weiter sein Spiel und nach seiner Stärkung begann er wieder an zu fegen… putzte seine Fliesen, bis er sich am Abend abgeschlafft von uns verabschiedete. Auf meine Frage hin, warum er den Haufen Laub nicht in einen Behälter gebe, dann müsste er nur einmal zusammenfegen, gab er mir zur Antwortete, dass er keinen Mülleimer hätte, aber Morgen sei er ja wieder hier zum fegen….

Bei diesem Arbeitseifer ist selbst sein Tageslohn von nur 150.- Mkw !!! umgerechnet 1.- € !!! eine nutzlose Investition. Sieht man aber von unserem westlich geprägten, profitablen denken ab, so gibt man einem Menschen, eine für ihn verantwortungsvolle Tätigkeit und der Monatslohn von über 40.- Dollar (mit Trinkgelder) gibt seiner Familie ein überleben in Afrika, ohne Hunger. Über unsere Rosenduftende Seife, die wir ihm schenkten hat er sich mächtig gefreut, denn das gab ein Geschenk für seine liebe Frau.

Mit Museumsreifen Gewehren bewaffnete Sicherheitsleute sorgten auf diesem Camp für einen "sicheren" Übernachtungsplatz.


Sa. 30. 07. 2005 - Mi. 03. 08. 05


Filmschnitt am Monky Bay

W Wir haben ihn nach drei Tagen gefunden, unseren Schnittplatz am Lake Malawi wie wir ihn uns vorstellten. Es war wohl ein wenig beengt auf dem Camp Fat Monkey und der


Blick aus unserem Studio Fenster: Fischer am Lake Malawi

Strom war etwas schwierig herbeizuholen, doch meine 50 Meter Kabeltrommel überbrückte die Entfernung vom Office zum Schnittplatz.

Erstaunlich, dass unser eingebautes, fahrbares Filmstudio, die Strapazen durch Afrika, ohne jeglichen Verlust an Daten und Festplatten - Bruch überlebte. Leise, wie die Turbinen der neusten Flugzeuggeneration, so hörten sich die Anlaufgeräusche meiner Festplatten an. Danach öffneten sich in meinem Editions- Office zwei LCD Flatron Monitore mit meinem liebsten Spielzeug, dem "Pro Liquid Edition" Programm. Dazu möchte ich nochmals meinem lieben Freund Chris Tichy danken, der meinem Schnittcomputer kurz vor unserer Abreise, in einem unermüdlichen Einsatz, diese lauffreudige Eigenschaft einhauchte. Danke mein Freund !

Nun konnte es losgehen, das insgesamt 4 Stunden lange Filmmaterial auf die wesentlichsten und schönsten Szenen herunter zu schneiden. Am Ende blieben 16 Filmminuten übrig. Der Filmtitel, die Schrifteinblendungen, eine ausgewählte Titelmusik und Dorotheas Kommentar, gaben dem Film die richtige Stimmung.

Zwischendurch besuchte ich bei einem Strandgang mit meiner Kamera eine Tauchschule, die von einem Kanadischen Ehepaar in einem einwandfreien technischen Zustand geführt wurde. Ich unterhielt mich wegen eines Tauchgangs, aber meine inneren Verletzungen beim Sturz aus dem Fahrzeug, vor allem der Lungenquetschung, gaben mir noch nicht die Bewegungsfreiheit die ich bei einem Tauchgang benötigte.

Auf dem Rückweg wurde ich massiv von Kindern angegangen und angebrüllt, dass ihnen fast die Halsschlagader geplatzt währe, mit ihrer Forderung nach money, "give me money". Am liebsten hätte ich mich jetzt handgreiflich gewehrt. Die alten Fischer an ihren Booten lachten nur, eine Filmsequenz bei der Reparatur ihrer Netze zu drehen ging auch nur über cash.

Zum ersten Mal wurde mir auf unserer Reise bewusst, dass ich ein unwillkommener Ausländer bin, dem man nur an seinen Geldbeutel möchte.

Abends, nach den traumhaften Sonnenuntergängen traf sich die "Szene" am warmen Sandstrand. Einheimische Jugendliche spielten bis in den späten Abend, auf selbstgefertigten Instrumenten, ihre rhythmischen Melodien, die sich mit dem Duft von glimmendem Gras (Hasch) vermischten.


Do. 04. 08. 05


Am heutigen Donnerstag verließen wir unseren "Schnittplatz" um am nächsten Morgen, zeitig unseren Film in doppelter VHS - Kopie zu übergeben.

Auf der Pistenstrasse hatten wir noch einen Reifenplatten vorne rechts, den wir durch einen Radwechsel schnell behoben hatten.

Wir nächtigten in der Nähe des KINDLE Hospitals bei Dorothea auf einem freien Gelände.


Fr. 05. 08. 05


Reportage Film überreicht

Am Vormittag fuhren wir auf einen schattigen Vorplatz der Krankenstation. Es war wieder schön zu spüren, dass man als Gast willkommen war.

Nach Dorotheas Sprachunterricht in Chichewa, trafen wir uns mit Dorothea und dem Leiter der Anlage, Andrew Barr in unserem vierräderigen "Vorführraum". Nach der "Uraufführung" waren beide überwältigt. Zwei VHS - Videokassetten und zwei Bilder CD's überreichten wir Dorothea, um den Familienangehörigen, Freunden und Verantwortlichen in Deutschland das "Licht der Hoffnung in Nanjoka" näher zu bringen. Dorothea meinte, dass ihr die Worte des Dankes fehlten, um ihre Gefühle auszudrücken. Für uns war es ein kleiner Dank für Gottes Hilfe, die wir auf unserer Weltreise bisher erfahren durften.

Für Ihre weitere Mission in Nanjoka wünschten wir Dorothea Stoppenbrink Gottes Segen, Gesundheit, Mut, Ausdauer und viele finanzielle Zuwendungen.

In Tansania erreichte uns eine e-mail, in der uns Dorothea wissen ließ, dass es Tatha's Füssen besser geht und die Hornhaut sich langsam zurückgebildet hat. Was uns auch sehr freute, dass unsere geschenkten Schuhe auch wesentlich zur Besserung ihres Leidens beigetragen haben. Danke liebe Dorothea !


Sa. 06. 08. 05


Die Prediger von Chinguluwe

Wieder auf der Suche nach einem geeigneten Übernachtungsplatz bogen wir in einen Seitenweg ein. Eine Holztafel zeigte uns einen Ort an: Chinguluwe 12 Km. Links und rechts des Weges, tiefe Entwässerungsgräben, für die neue Regenzeit. Kein durchkommen in den Busch.

Am Ende der Piste bot sich in Sichtweite zum Dorf ein geeigneter Platz an. Ein in sein Dorf fahrender Radfahrer war neugierig, hielt an. Ich ging auf ihn zu und scherzte über seine Ziege, ob es denn hier erlaubt währe eine Ziege ans Steuer zu lassen.


Ein Fahrradtaxi … und das Sitzkissen am falschen Platz

Wir lachten, aber die Ziege, die heute Abend noch geschlachtet werden sollte, tat mir sehr leid. Der Radfahrer entfernte sich und die Ziege schrie bei jedem Schlagloch erbärmlich vor schmerzen. Diese Menschen haben keine Gefühle für Tiere, weder für eine Ziege oder eine Kuh, noch für des Menschen Freund, dem Hund.

Gegen Spätnachmittag erschien Alfred, der "Dorfsprecher" und begrüßte uns mit einem herzlichen Willkommen. Ein kleines Lagerfeuer erhellte unseren nächtlichen Stellplatz. Aus dem Dorf klangen Gospel - Kirchenlieder von einer größeren Gruppe Frauen und Männer. Lange lauschte ich den schönen Gesängen unter einem klaren funkelnden Sternenhimmel nach, bis sie gegen Mitternacht verstummten.

Am Morgen war ich immer noch angetan von der Sängergruppe der vergangenen Nacht. Nach meinem "Bananen- Zucker- Butterbrot Frühstück" suchte ich im nahen Dorf Alfred auf. Er wohnte gleich im ersten Haus am Anfang des Ortes.

Alfred führte mich durch den Ort bis zu der Stelle, an der gegen 10 Uhr die gestrige Veranstaltung fortgesetzt werden sollte. Wir trafen den "Oberprediger" bei dem ich mich vorstellte. Als ich ihn um eine Filmerlaubnis bat, war er sichtlich begeistert und lud uns ein, für heute und morgen, willkommene Gäste seiner Kirchengemeinde zu sein.

Bis zum Beginn der Veranstaltung hatten wir noch etwas Zeit und Alfred meinte er könnte mir eine interessante Geschichte erzählen und ich sollte ihn mit meiner Filmkamera durch das Dorf begleiten. Alfred führte mich an einen deutschen Gedenkstein auf dem die Gründerjahre des inzwischen über 20 000 Einwohner zählenden Dorfes eingemeißelt waren.


Der Ort Chinguluwe wurde von deutschen gegründet

Nach langem suchen fanden wir noch einen alten Mann im Dorf, der mit der deutschen Missionsgruppe zusammenarbeitete die diesen Ort gründete. Er erinnerte sich noch an Einzelheiten. Geht man durch den Ort, sind an jedem Haus die Handwerksarbeiten deutscher Perfektionisten nicht zu übersehen.

Über eine verstärkte Megaphon-Anlage begann der erste Prediger auf dem schattigen Dorfplatz seine Ansprache. Unter einem strohgedeckten Vordach saßen 25 Prediger, davor, in einem großen Halbkreis saßen etwa 150 Männer und Frauen in Gruppen auf dem staubigen Lehmboden. Alle hörten der Vorlesung aus der Bibelschrift aufmerksam zu. Nachdem die erste Vorlesung fertig war, übernahm der Oberpriester das krächzende Mikrophon, stellte mich namentlich vor und ich sollte nun meine Reise und meine "Mission" der lauschenden Gemeinde erzählen. Ich übernahm das Mikro und so kam ich zu meinem ersten öffentlichen Auftritt in englischer Sprache. Den ganzen Nachmittag verbrachte ich an diesem Ort, filmte die verschiedenen Gesangsgruppen und Prediger, wenn sie mit schäumender Wut, krümmenden Körperbewegungen und mit Zornesausbrüchen über die sündige Menschheit herfielen.

Eine Tellergroße Warzenkröte hoppelte am Rande des Dorfplatzes. Der Oberprediger wurde auf diesen unwillkommenen Besuch aufmerksam gemacht. Er lief auf die Kröte zu, Kickte sie mit seinen Sonntagsschuhen wie einen Ball mehrmals in die Richtung der Büsche, bis das Tier halbtot im trockenen Savannengras liegen blieb. Die daneben stehenden Kinder lachten. Anschließend predigte er von der Auferstehung Gottes.

Gegen 17 Uhr war für heute Schluss und Morgen am Sonntag sollte ein Finale die dreitägige Veranstaltung beenden.

Afrikanische Kinder können grausam sein,

wenn es um das Quälen von Tieren geht.

Eine Gruppe von 6 Jungs im Alter von 6-12 Jahren zeigten mir auf dem Rückweg stolz, was sie unter Spaß verstehen. Acht, an den Füßen, lebend zusammengebundene Sperlings Vögel waren ihr Spielzeug. Mit ihren Fingern schnalzten sie gegen die kleinen roten Schnäbel der Vögel. Wenn sie dann in Todesangst nach den Fingern pieksten haben die Kinder vor Freude gelacht. Den meisten Piepmätzen haben sie schon die Augen eingedrückt, den anderen konnte ich nicht mehr helfen. Stolz ließen sich die Jungs fotografieren.

Sind die Kinder später einmal erwachsen, fehlt ihnen die Hemmschwelle und sie töten alles was sich in der Natur bewegt. Sie sind gefühllos gegenüber unserer doch so vielfältigen wunderschönen, Gott gegebenen Tierwelt.

Wenn Priester vor den Kindern mit ihren Schuhe gegen eine verirrte Kröte Kicken, werden es ihnen die kleinen nacheifern. Es fehlt Aufklärung aus der Schule heraus. Auf den Dorfschulen gibt es aber so gut wie keine ausgebildeten Lehrkräfte. Von einem Lehrprogramm haben sie noch nie etwas gehört. Unterbezahlung, 80.- € im Monat, führt zum Alkohol. Die Autorität wird mit Schlägen erzwungen. Die Kinder haben häufig wenige Chancen auf Bildung und damit auf ein besseres Leben.

Nach 7 Jahre Grundschule können die Kinder kaum schreiben und das ein mal eins ist ihnen so gut wie fremd.


Ein trauriger Anblick


So. 07. 08. 05


Steinwurf auf Frontscheibe

Sonntag 10 Uhr, wir ließen Simba alleine im Fahrzeug zurück. Mit Video und Tonband gingen wir etwa 400 Meter weit auf den Dorfplatz, auf dem sich an diesem sonnigen Morgen noch mehr Menschen als gestern versammelten. Nach einer Lesung in der Bibel sang die erste Gruppe ihre Dankeslieder in der Bewegung ihrer harten Feldarbeit. Es war sehr harmonisch, den mehrstimmig vorgetragenen Liedern zuzuhören, die von einigen Trommlern begleitet wurden.

Gegen 13 Uhr war die Veranstaltung beendet. Dem Oberpriester übergab ich, als Dank, eine Tonbandkassette mit der Aufzeichnung der gestrigen Veranstaltung. Er hat sich sehr darüber gefreut, gab mir noch ein Interview und verabschiedete sich von uns mit den allerbesten Wünschen für unsere weitere große Reise.

Für Alfred, unseren ständigen Begleiter hatten wir auch eine Überraschung. Die aus dem Dorf und mit seiner Familie gemachten digi Bilder brannte ich auf eine CD. Die schönsten Bilder kann er sich dann in Lilongwe, in einem Foto Shop ausdrucken lassen.

Begleitet von einer ganzen Kinderschar gingen wir zurück zu unserem Fahrzeug. Mein Film-Equipment hatte ich verstaut. Kaum nahm Rita Platz im Fahrzeug Fond, rief sie ganz empört: "Schau mal was wir hier bekommen haben". Ein Blick durch unseren Kabinen-Durchgang genügte mir, um zu erkennen was passierte.

Ein oder zwei Jungs mussten Simba mächtig geneckt, gereizt und geärgert haben, bevor sie mit einem Steinwurf Simbas Aggressionen steigern wollten.

Dass aber eine Frontscheibe dazwischen war, haben sie erst gemerkt, als sie mit ihrem Steinwurf das Glas mit einem lauten Schlag beschädigten und sind dann weggerannt.

Simba hat diese Attacke wohl körperlich überstanden, aber sein Feindbild jugendlicher gegenüber, wurden dadurch sicherlich noch vertieft. Ich hoffe nicht, dass irgendein Junge, für diesen Angriff, durch Simba zu schaden kommt, denn Simbas Gedächtnis gleicht dem eines Elefanten.


"Spinnen - Netz" an der Frontscheibe

Alfred und eine große Schar von Kindern und jugendlicher haben sich schon aufgestellt um uns zu verabschieden. Ich winkte Alfred zu mir, fragte ihn ob das "Spider Net" unser Präsent, unser Geschenk des Dorfes währe. Er stieg auf die Stoßstange um die Beschädigung näher zu betrachten, kleine Glassplitter rieselten auf den Boden. Sichtlich geschockt stand er neben mir.

Wortlos verabschiedete ich mich von Alfred. Wir hatten beide feuchte Augen und zum reden versagte uns beiden die Stimme. Alfred weinte ging ins Dorf zurück. Wir fuhren an den Jungen Menschen vorbei, keiner winkte, alle waren sichtlich betroffen und traurig, dass aus ihren Reihen dies passieren musste. Ich sah die Gruppe noch lange im Rückspiegel stehen, bis sie sich langsam in ihren Ort zurückzog.
Im Nachhinein tat es mir selbst sehr leid, dass ich mich von Alfred stumm verabschiedete.

Unsere Stimmung sank auf den Nullpunkt, wir kamen uns vor wie Freiwild.
Mein eigentliches Problem an der Frontscheibe sind die Scheibenwischer. Denn beim nächsten Regen konnte ich sie nicht einsetzen ohne dass sich die Gummilippen an der scharfen Splitterung beschädigten. Das ständige Fahren mit einer verschmierten Frontscheibe kann auf Dauer auch nerven. Eine teure Ersatzscheibe ist erst wieder in Südafrika oder Namibia aufzutreiben.


Mo. 08. 08. 05 - Sa. 13. 08. 05


Traurig, wütend, machtlos, das "Spinnennetz" immer vor meinen Augen, so folgte ich am Steuer der Uferstrasse nach Norden bis nach Nkhata Bay, einem kleinen Fischerort. Auf der Big Blue Lodge, direkt am See, war man auf so große Fahrzeuge, wie wir eins haben, nicht vorbereitet. Vor der Einfahrt mussten erst mal Steine auf die Seite geschafft werden um den Weg zu verbreitern. Zwei größere Äste an einem Baum sägte man ab, bevor wir auf der kleinen Camp-Fläche Platz fanden. Simba hat sich gleich mit zwei Hündinnen angefreundet und ich suchte frustriert einige Gesprächspartner an der Hausbar.
Bei einem kühlen Bier saß ich zwischen einheimischen und zwei jungen Backpacker aus Australien, die ebenfalls wie wir, von den Menschen und ihrer aufdringlichen Art am Lake Malawi enttäuscht waren.

Am Abend versuchte ich mich mit Filmaufnahmen bei den Einbaumfischern "abzureagieren". Das gelang mir aber auch nicht, denn als sie meine Kamera sahen, dachte ich an einen Banküberfall, jeder rief wieder auffordernd nach money, money. Ich begann ihnen klarzumachen, dass ich einen langen, beschwerlichen Weg gefahren bin um sie und ihr schönes Land von Deutschland aus zu besuchen…. und und und… ich hatte nur noch einen dicken Hals.

Nachdem ich ihre Einwilligung "erbettelt" hatte, verging mir die Lust, ihre stimmungsvolle Vorbereitung auf die Nachtfischerei aufzunehmen.
Entnervt von den Menschen zogen wir am frühen Morgen wieder weiter. Ich kam mir vor als sei ich auf der Flucht. Mit dem letzten Liter Diesel kamen wir nach Mzuzu. Um im Bergland etwas Gewicht zu sparen, tankte ich nur die erforderliche Menge an Treibstoff, für unseren nächsten Reiseabschnitt.

Den Asphalt hatten wir längst verlassen und standen am Eingangstor zum größten und am höchsten gelegenen Nationalpark des Landes, der sich über ein riesiges Plateau erstreckt. Von nun an sollte laut Beschreibung der Zauber der Natur beginnen, von der wir eigentlich nur die Rüttelpiste sahen und spürten. Es war wohl die falsche Jahreszeit.

Auf dem 65 Km langen Schlaglochpfad durch den Nyika Nationalpark, ( Nyika heißt Wildnis ), werden wir kräftig durchgeschüttelt bis wir nach 4 Stunden den Chilinda Camp in einem Pinienwald erreichten.

Hier sollten wir uns melden, sagte man uns am Eingangstor. Auf dem Platz, auf dem zwei Overländer Trucks standen, das sind Bus-ähnliche Lkw's, auf denen die Menschen auf Klappstühlen sitzen und alle mit dem Feldstecher in eine Richtung schauten, blieben wir nicht einmal zum Aussteigen.

Sie interessierten sich für die am Waldrand äsenden hirschgroßen Wasserbockantilopen. An einer Hütte legte ein Scout in einem Badeofen Feuerholz nach. Auf mehreren Hinweisschildern rund ums Camp stand: "Vorsicht Hyänen".

Ein "Wissenschaftler" gab bei einem Rundgang die ersten Unterweisungen in Botanik. Wir drehten um, fuhren 15 Km zurück an eine Abzweigung und suchten uns einen "unerlaubten" Stellplatz in der Wildnis.

In der hügeligen, rauen Landschaft fanden wir eine kleine Fichtenschonung, blieben stehen, wenn wir nicht wüsten, dass wir in Afrika währen, könnte man fast sagen: "Es ist schön hier im Allgäu" Die frische Bergluft regte uns zu einem Rundgang mit Simba an.

Wir sahen aufsteigenden Rauch, gingen darauf zu, es waren 3 junge Scouts, Parkaufseher, am Lagerfeuer vor ihren Hütten. Wir stellten uns vor und gaben ihnen unsere Absicht zu verstehen, an der Fichtenschonung über Nacht stehen zu bleiben. Einer war sehr spontan und meinte es währe überhaupt kein Problem wir könnten stehen bleiben. Der zweite war nicht seiner Meinung und behauptete, dass das wilde Nächtigen im Park nicht erlaubt sei, was ich im Grunde genommen verstehen konnte. Wir sollten am Ende des Weges auf dem dortigen Camp übernachten. "Aber von dort kommen wir gerade her und können wegen "unseres Hundes" dort nicht bleiben". Der dritte witterte einen finanziellen Nebenerwerb.

Nun beratschlagten sie in einer uns unverständlichen Sprache. Dann wurden die Karten neu gemischt. Plötzlich konnten wir wieder bleiben, aber nur wenn wir bezahlten. "Für was?? Bezahlt habe ich am Eingang". Ich kochte vor Wut, habe sie alles genannt nur keine ehrbaren Bürger Malawis. Wo ist das warme Herz Afrikas? In Malawi habe ich es nicht gefunden, euch ist es wohl in den Geldbeutel gerutscht money, money, money. Was ich von euch geschenkt bekommen habe seht ihr an meiner Frontscheibe, Steinwürfe…..Durch ganz Afrika sind wir als Gäste behandelt worden und hier will man nur unser money. Es herrschte für einige Augenblicke absolute Ruhe. Dann fingen sie an zu lachen, so hatten sie es doch nicht gemeint, wir sollten den Weg etwa 200 Meter weiter fahren dann könnten wir uns an das unbewohnte Rasthaus stellen. An der dortigen Feuerstelle kochte ich unseren Eintopf und es herrschte wieder Frieden, aber nur bis zum nächsten Tag.

Die weich dahin ziehenden Nebelschwaden öffneten sich wie ein Schleier mit den ersten Sonnenstrahlen des kühlen Morgens.

Diese stimmungsvollen Eindrücke wollte ich gerne mit der Kamera festhalten. Dazu baute ich meine Kamera auf meinem Stativ auf und begann mit meinen Einstellungen. Meine morgendlichen Aktivitäten gefielen den drei Parkaufsehern überhaupt nicht.

Sie erklärten mir lautstark, dass wir auf dem Hoheitsgebiet von Sambia stehen würden, aber bezahlt hätten wir in Malawi. Bei ihnen sei das Filmen nicht erlaubt, nur wenn ich bezahlen würde. Diese Provokateure, ich dachte ich drehe jetzt durch, nur jetzt ruhig bleiben und sich nicht in eine Diskussion einlassen. Wenn Blicke töten könnten, währen jetzt alle drei tot umgefallen. Wortlos stieg ich ein und ließ sie frierend in der kalten Morgenluft stehen. 500 Meter weiter hielt ich an, auf malawischem Boden. Auf einer abgebrannten Wiese begann ich mein Film- Equipment erneut auszupacken. Der stimmungshafte Morgennebel hat sich längst verzogen.

Die Sonne warf ihr warmes Morgenlicht auf die hellgrünen Farne und die ersten Knospen an den Bäumen öffneten sich. Zaghaft zeigte sich auch das saftige Grün an den abgebrannten trockenen Grasbüschen. Dazwischen blühten die ersten Blumen des kommenden Frühlings. Die Natur im Sucher hat mich wieder beruhigt.


Auf dem Hochplateau des Nationalparks

Am Fuße zwischen dem Hochplateaus und dem Malawi See begab man sich in den 90 ziger Jahren auf die Suche nach den Urahnen der Gattung Mensch und wurde mehrfach fündig. Deutsche Paläontologen fanden über 2,5 Millionen Jahre alte Knochen unserer ältesten Vorfahren. Hier wo die Wiege der Menschheit in einer weiten und eigenwilligen Landschaft schlummert, wurden wir sehr enttäuscht von den einheimischen Menschen, die behaupten, Malawi sei das warme Herz Afrikas. Das warme Herz der Menschen haben wir nur gesehen und erlebt durch unsere Filmarbeiten bei Dorothea Stoppenbrink und ihrem Waisenprojekt "Licht der Hoffnung in Nanjoka

. Die streckenweise sehr staubsandige Piste von Mzuzu nach Livingstonia war der landschaftlich schönste Teil des Landes. Bei Regen verwandelt sich die unasphaltierte Strasse, die in die Berge führt, in eine ausgewaschene und rutschige Partie, die dann nur mit Geländewagen zu meistern ist.

Einige Männer die ihre Ziegen in die Ställe brachten fragte ich um einen Nachtplatz. Wir konnten uns an die unbewohnten Lagerhütten der Tabakpflanzer stellen, gleich neben ihrem Nachtquartier. Am Abend bereiteten sie ihre Mahlzeit am offenen Feuer zu, die aus einem Maisbrei und einer scharfen Sauce mit Bohnen bestand. Als Dank für unseren Stellplatz und zur Ergänzung ihrer Speise gaben wir ihnen einige Scheiben Brot, Obst und ein kühles Fantagetränk. Ihre Freude war uns ein herzlicher Dank.

Der verschlafene Missionsort Livingstonia liegt abseits der Hauptpiste auf einer Anhöhe von 1380 Meter. Wir kommen an einen Vorplatz mit einer Gedenktafel an David Livingston, der sich hierher zurückgezogen hatte um ein Krankenhaus, eine Mission und eine Kirche aufzubauen. as kleine Museum, das wir besuchen wollten war leider verschlossen.

Etwas mehr Zeit nahm dann der Abstieg aus 800 Höhenmeter in Anspruch. Über 20, oder sind es 22 Haarnadelkurven? Ging's dann abwärts. Obwohl wir mit unserem großen Fahrzeug einen sehr kleinen Wendekreis haben, mussten wir an manchen engen Kurven zurücksetzen. Zwischen den Bäumen hindurch öffnete sich immer wieder ein weiter Blick auf den Lake Malawi.


Schöne Aussicht auf den Lake Malawi

Die feinstaubige Pistenfahrt über Livingstonia gab unserer elektrisch ausfahrbaren Treppenstufe den Rest. Beim ausfahren ratterte der Stellmotor durchgehend und ich vermutete, dass ein Abschalt - Relais defekt war. Wir mussten ein geeignetes Camp finden, wo wir uns für einige Tage zurückziehen konnten, um die Treppe auf manuelle Bedienbarkeit umzubauen.

Nach über 380 Km Pistenfahrt endlich wieder Asphalt unter den Rädern. Nach ca. 10 Km in Richtung Tansania kommt man am Mdokera Beach Camp vorbei auf dem wir uns direkt am See, unter einem großen schattigen Baum, für einige Tage niederließen.


Campsite am Lake Malawi


Sa. 13. 08. 05 - Di. 16. 08. 05


Zeckenbiss stoppte Weiterreise

Sie sind überall, die kleinen Biester, vor allem in Zentralafrika, Osteuropa, Asien, Mittel- und Südamerika und in den Südstaaten der USA. Die Schildzecken sind überwiegend die Überträger der Fleckfieber Erreger.

Auf Napoleons Russlandfeldzug kamen von seiner fast 380 000 Mann starken Truppe "nur" 60 000 durch ihre Feinde, aber über 200 000 durch Fleckfieber, das durch Schildzecken übertragen wurde ums Leben.

Nun hat sich auch so ein Tierchen bei mir in der Leistengegend eingenistet und gebissen. Geholt habe ich sie mir mit Sicherheit bei den Farnaufnahmen im Nationalpark. Obwohl ich die ganze Zecke rückstandslos entfernen konnte, hat der abgesonderte Speichel genügt, um einige Tage später eine böse Entzündung zu verursachen.

Ich begann mit der Demontage des Antriebmotors unserer Treppe. Die Mittel, die ich zu einer einfachen Umrüstung auf manuelle Bedienbarkeit hatte, waren gering. Zwei große Ringschrauben sägte ich auf und schraubte sie an die Seite der Stufen. Einer beweglichen montierten Zugstange verpasste ich je einen Anschlagspunkt für die eingefahrene sowie für die ausgefahrene Treppe, mittels Unterlegscheiben und Kontermuttern.


Manuelle Zugstangen - Einrastung für eingefahrene und ausgestellte Treppe

Die "Recksche" manuelle Zugstangen-Einrastmechanik war geboren und hat sich seither bestens bewährt.

Ich musste, wenn es mir auch sehr schwer fiel, wieder Kontakte zu den Menschen aufnehmen. Am Strand schaute ich den Fischern beim Flicken der Netzt zu. Man kam sich näher. Sie luden mich "unentgeltlich" auf den nächsten Morgen ein, um mit meiner Kamera beim Fischfang mit ihrem 250 Meter langen Netz, dabei sein zu können. Obwohl es für die Fischer ein schlechter Fangtag war, tanzten die Fischerfrauen bei untergehender Sonne am Strand. Sie machten sich und ihren Männern wieder Mut und Hoffnung auf bessere Fangzeiten.


Ein erfreulicher Anblick bei den Fischerfrauen.

Ich hatte eine sehr unruhige und schweißtreibende Nacht hinter mir. Fühlte mich elendig schlecht. Meine Gliederschmerzen in Verbindung mit Fieber nahmen zu. Hat mich die erste Malaria in Afrika erwischt? Oder war es der Zeckenbiss ?

Mit Einnahme von Medikamenten und Schmerzmittel wartete ich noch einen Tag, um die Weiterentwicklung meines Infektes besser kontrollieren zu können.

Unsere Reise durch Malawi, die so Hoffnungsvoll mit den Menschen in Nanjoka begann, hat uns fast an jedem Ort des Landes, aber im Besonderen am Lake Malawi, maßlos enttäuscht. Diese Menschen zeigten uns eine Andere Seite des Binnenlandes,

nur nicht das warme Herz Afrikas !

Was uns nachhaltig und im Wesentlichen im Herzen traf, war das Gefühl nicht willkommen zu sein.


Mi. 17. 08. 05


Wir sind heute aus Malawi ausgereist, um bei mir, in Tansania in einem Hospital einen Malaria Test durchführen zu lassen.
Vorbeugend begann ich mit der Einnahme von Antibiotika (Amoxicilline)

Nächster Bericht: Abzocke an Tansanias Grenze.

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